Was Luzerne & Co. im Unterboden leisten – Eindrücke vom Feldtag
16.09.2025 | VERANSTALTUNG
Wie können wir den Unterboden so erschließen, dass Pflanzen auch in trockenen Jahren gut versorgt bleiben? Und welche Rolle spielen dabei tiefwurzelnde Leguminosen?
Diesen Fragen widmete sich am 16. September der Feldtag des PFN-Hessen auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen.
„Wir müssen den Unterboden neu denken“
Prof. Dr. Miriam Athmann und Esther Mieves eröffneten den Tag und machten deutlich: Angesichts zunehmender Trockenperioden wird die Entwicklung des Unterbodens zu einer zentralen Aufgabe. „Wir brauchen Strategien, die Böden und Pflanzen widerstandsfähiger machen – nicht nur an der Oberfläche, sondern bis in die tiefen Schichten hinein“, so Athmann.
Bioporen – die unsichtbaren Leitungen des Bodens
Den Auftakt machte Prof. Dr. Timo Kautz (HU Berlin). Anhand langjähriger Wetterdaten aus Berlin-Dahlem zeigte er: Die jährliche Niederschlagsmenge ist zwar weitgehend konstant geblieben, doch Trockenstress im Frühjahr tritt häufiger auf, weil sich Niederschläge stärker auf Extremereignisse konzentrieren.
Sein Schlüsselbegriff: Bioporen.
Diese großvolumigen, senkrecht verlaufenden Hohlräume entstehen, wenn Pfahlwurzeln tief in den Boden wachsen und nach dem Absterben der Pflanze von Mikroorganismen zersetzt werden. Regenwürmer und Bodenfauna erweitern die Gänge, sodass ein stabiles Porensystem entsteht.
Bioporen erfüllen mehrere Funktionen:
– Wasserleitung: Sie verbinden obere und untere Bodenschichten, sodass Wurzeln auch in tieferen Schichten Wasser aufnehmen können – ein entscheidender Vorteil in Vorsommertrockenheiten.
– Nährstoffzugang: Durch bessere Durchlüftung und Perkolation können Nährstoffe aus tieferen Schichten erschlossen werden.
– Wurzelpfade: Nachfolgende Kulturen nutzen die Hohlräume als „Autobahn“ für ihr Wurzelwachstum.
„Je mehr Bioporen vorhanden sind, desto besser können Pflanzen Trockenstress überstehen“, fasste Kautz zusammen. Versuche belegen, dass mehrjähriger Luzerneanbau die Bioporendichte besonders stark erhöht und so die Sprossmasse von Sommerweizen auch unter trockenen Bedingungen fördert.
Bioporen – Ertragssicherung in Trockenjahren (Prof. Dr. Kautz)
Futterleguminosen in der Praxis
Dr. Harald Schmidt (Universität Kassel) präsentierte Ergebnisse aus über 60 Praxisbetrieben. Die Erträge lagen zwischen 28 und 148 dt/ha – stark abhängig von Leguminosenanteil, erfolgreicher Etablierung und Wasserversorgung.
Wichtige Praxistipps: Bodenbearbeitung wasserschonend, aber unkrautunterdrückend anlegen; Saatbett mit gutem Bodenschluss; flache, gleichmäßige Ablage; Walzen nur standortangepasst. „Fehler bei der Etablierung gehen vor allem auf die Leguminosen“, so Schmidt.
Neues PFN-Projekt „LEGUNA“
Johanna Hoppe (Universität Kassel) stellte das neue PFN-Projekt LEGUNA vor. Ziel ist es, den Anbau von Leguminosen-Gras-Gemengen in der Fruchtfolge so zu gestalten, dass Stickstoffverluste reduziert und Wasserschutz gewährleistet werden. Geplant sind Netzwerkversuche auf acht Betrieben, um die Effekte der Leguminosen-Gras-Gemenge-Leistungen vergleichend zu bewerten.
Weite Reihe: Kleegras-Untersaat für bessere Weizenqualität
Dr. Christian Bruns (Universität Kassel) stellte ein innovatives Konzept zur Etablierung des mehrjährigen Feldfutterbaus als Untersaat vor.
Die Idee: Kleegras wird direkt in Winterweizen eingesät, der in weiter Reihe steht.
Das Ziel: Verbesserung der Backqualität von Weizen in viehlosen Betrieben, in denen klassischer Feldfutterbau oft fehlt.
Denn Kleegras übernimmt gleich mehrere Funktionen:
– Stickstofflieferant und Zwischenfrucht, die den Nährstoffkreislauf schließt,
– Verbesserung der Weizenqualität durch bessere Stickstoffversorgung – sowohl über die Mineralisierung des Kleegrasmulchs als auch über die Rhizodeposition,
– höherer Standraum des Weizens und bessere Durchlüftung, was der Qualität zusätzlich zugutekommt.
Kann sich das Kleegras ungestört entwickeln, tief wurzeln und gleichzeitig den Unterboden durch die entstehenden Bioporen langfristig aufwerten, entstehen entscheidende Vorteile für den Weizen.
TRIO – Mischanbau für klimaresiliente Systeme
Im TRIO-Projekt, vorgestellt von Miriam Athmann und Laura Heckmann, wird dieser Gedanke noch weitergedacht:
Hier wachsen mehrjähriger Wechselweizen zusammen mit Arzneipflanzen wie Kümmel und Fenchel, deren kräftige Pfahlwurzeln tief in den Unterboden vordringen.
Da die hohen Pflanzen den Weizen beschatten, funktioniert der Anbau nicht als klassischer Streifenanbau – die Kulturen werden deshalb in größeren Abständen gesetzt. Trotzdem profitiert der Weizen, weil die Pfahlwurzler die Bodenschichten aufschließen und Wasser- sowie Nährstoffressourcen zugänglich machen.
Athmann erläuterte: „Bioporen, die einmal durch Pfahlwurzler entstanden sind, bleiben über viele Jahre verfügbar – wie wir bei den Möhrenaushuben eindrucksvoll sehen konnten.“
Zusätzliche Vorteile: bessere Beikrautkontrolle und eine nachhaltige Verbesserung der Bodenstruktur, die auch künftigen Kulturen zugutekommt.
Agroforst: Bioporen im Baumstreifen
Zum Abschluss ging Athmann auf Versuche im Agroforstsystem ein:
Zwischen den Baumreihen wurden Zwischenstreifen mit Wegwarte, Spitzwegerich und Kleegras angelegt, um gezielt Bioporen im Unterboden zu fördern.
Diese Pfahlwurzler schaffen – ähnlich wie im TRIO-Projekt – stabile Porensysteme, die die Wasserspeicherung verbessern und den Boden langfristig beleben.
Fazit
Der Feldtag zeigte eindrucksvoll: Wer die Bodenfruchtbarkeit sichern will, muss den Unterboden aktiv gestalten.
Mehrjähriger Anbau von Leguminosen – ob als Kleegras-Untersaat im weiten Reihenanbau, in Mischkulturen wie im TRIO-Projekt oder in Agroforstsystemen – schafft natürliche Bioporen, die Wasser und Nährstoffe aus tieferen Schichten erschließen.
Diese Ansätze sind ein zentraler Baustein für eine klimaresiliente Landwirtschaft der Zukunft.













